Montag, April 23

Von Behördenwahnsinn, Machtsmissbrauch und Fehler im System

Oder einfach wie ich auf 180 geh, wenn ich sehe wie unser zuständiges Jobcenter arbeitet...
Ich finde der Titel sagt viel aus, und ich muss mich persönlich gerade erst einmal runterfahren, weil ich ernsthaft schockiert und zutiefst verärgert darüber bin wie unser Jobcenter hier arbeitet und sich darstellt. Gerade mir als angehender Sozialarbeiterin fällt öftermals alles aus dem Gesicht, sei es durch negativ Schlagzeilen im Pflegesektor ( zB Fixierungen in Altersheimen) oder Skandalen in stationären Heimerziehungen für Kinder und Jugendliche (sexueller- oder auch Machtsmissbrauch). Aber wiederum was anderes ist, wenn einem Behördenwillkür quasi am eigenem Leibe innerhalb der Familie widerfährt.
Folgendes:
Bei meinem Bruder lief so einiges schief. Er hatte es nie leicht. Eine Lehre zum Bäcker abgebrochen, weil er dort gemobbt und ausgenutzt wurde (und ja auch ich weiß Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber ich weiß sehr wohl was der Arbeitgeber darf und was nicht), dann nach einer weiteren kurzen Schullaufbahn eine Lehrstelle als Fachinformatiker für Systemintegration. Schön. Betrieb ging während der drei Jahren Lehre 2x insolvent. Einmal wurde dies aufgefangen, durch einen weiteren Teilhaber, der sich eingekauft hat - die zweite Insolvenz kurz vor der Abschlussprüfung. Mit Mühe und Not und vielen Finanzmitteln aus unserer Familienkasse, konnte er die Prüfung dennoch absolvieren und somit seine Ausbildung abschließen. Seitdem ist mein Bruder allerdings leider arbeitslos. Viele, ja unzählig viele Bewerbungen später, und Ablauf seines ALGI Bezuges nun leider nur noch Hartz IV als letzte Instanz. Als wäre das ja nicht schon demütigend und entmotivierend genug für meinen Bruder, geht der Stress und die Probleme jetzt erst richtig los.
Bis Anfang/Mitte März gab es noch ALG I Bezüge, dann habe ich mich mit ihm hingesetzt (wir erinnern uns, ich studiere Soziale Arbeit) und habe mit ihm den Antrag auf Hartz IV ausgefüllt, sodass keinerlei Anlage an sich fehlt. Ca. am 18./19. März wurde dieser Antrag beim Jobcenter abgegeben - seitdem nichts mehr. Was allerdings ist: Die Krankenkasse schrieb, dass er nicht mehr seitdem 10.März versichert sei, da die Agentur für Arbeit (wir erinnern uns ALG I) ihn abgemeldet hat, da der Anspruch erloschen ist. Der Antrag für HARTZ IV liegt wie gesagt seit März beim Jobcenter, und würde rückwirkend für den 01.03. geltend, wenn endlich geprüft werden würde und der Bescheid käm. Mein Bruder ist also heute zum Jobcenter mit dem Brief der Krankenkasse um zu klären was nun sei, denn laut rechtlich kann man in Deutschland ja eigentlich nicht nicht krankenversichert sein. 
Was ist? Zum 10000. mal hat unser Jobcenter seine Öffnungszeiten geändert, mal davon abgesehen, dass auch Telefonnummern und zuständige Sachbearbeiter dort wechseln, wie ich am Tag mein Outfit - also HÄUFIG. Erreichen konnte er nicht viel, aber konnte seinen neuen Sachbearbeiter (bereits der dritte oder vierte, obwohl er nicht einmal Bezüge erhält) telefonisch erreichen. Was ist?
ANGEBLICH wäre kein Antrag von meinem Bruder im System. Aha, was da los?! Dann das Übliche, es wurde rumgejammert, dass doch Anfang April eine Systemumstellung war, alle sich dran gewöhnen müssten und überhaupt. Rechtfertigt das, dass ein Antrag scheinbar KOMPLETT verschlampt wurde?! Ich denke eher nicht, denn Leistungsberechtigte haben zahlreiche Pflichten, und bei Gott, die Behörde hat auch Pflichten gegenüber Leistungsberechtigten. Nach einem zweistündigem Telefonat meldete sich der Sachbearbeiter nach 40 Minuten per Handy bei meinem Bruder, dass er den Antrag nun gefunden hätte. 
Schön und gut, aber Problem ist ja bekanntlich immer noch, dass mein Bruder ohne scheinbare Krankenversicherung ist. Morgen soll mein Bruder hin, mit dem Zettel von der Krankenkasse, wo er doch bitte gütigerweise eintragen soll, dass der Antrag bereits am ca. 19. März eingegangen ist und er weiter versichert wird. Und außerdem soll mein Bruder doch bitte mit netten Grüßen von seiner Schwester ausrichten, dass wir gerne binnen einer Woche endlich einen Bescheid hätten, da es ansonsten eine SCHRIFTLICHE Dienstaufsichtsbeschwerde gibt, und sollte das auch nichts bewirken, ist es ein leichtes für mich gemeinsam mit meinem Bruder Klage beim Sozialgericht einzureichen.

Es ist ja nun wirklich nicht so als wäre es unpraktisch Soziale Arbeit zu studieren und von den Dingen Ahnung zu haben. Mögen die ja gerne mit Unwissenden machen, was ich auch absolut nicht gutheiße, aber mit meinem Bruder nicht - jedenfalls nicht so lange wie ich noch das SGB X und seine Rechte kenne. 
Tut gut seinen Frust mal hier kurz runter zu schreiben.

2 Kommentare:

  1. Oh wei! Was für ein Drama! Dein armer Bruder hatte es wirklich nicht leicht :( sowas ist immer total unfair, insbesondere da er ja jetzt eine lehre hat mit der er "eigentlich" doch einen guten job haben sollte :/ wie ätzend.
    aber ich kann dich sehr gut verstehen. Unser jobcenter hier ist nicht wirklich besser als eures und wir haben hier nur so ein dorf-jobcenter und dennoch klappt da auch gar nichts. so was krasses wie dein bruder habe ich nicht erlebt aber ich war ebenso genervt wie du damals. die angestellten dort behandeln die leute einfach wie dreck, da diese ja einen job haben (und nebenbei auch krasse arbeitszeiten oO) ich hasse das arbeitsamt einfach. absolut inkompetent und arrogant!!

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  2. Cool, du studierst soziale Arbeit in Essen? Wievieltes Semester denn? Bin ebenfalls in Essen im dritten Semester :)

    Liebe Grüße!

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